Willy Lermer ist gestorben
Wie wir vor wenigen Tagen erfuhren, starb Willy Lermer am 27. Februar 2016. Die Befreiung aus dem KZ Dachau erlebte der in Melbourne lebende Zeitzeuge als einen „zweiten Geburtstag“. 1950 emigrierte Lermer nach Melbourne. Dort wirkte er seit 1992 am Jewish Holocaust Museum.
Der 1923 geborene Willy Lermer stammte aus einer jüdischen Familie aus Krakau. Er durchlitt die Lager Plaszow, Ostrowiec, Auschwitz-Birkenau, Sachsenhausen, Dachau und das Außenlager von Dachau, Kaufering XI. Die Befreiung am 29. April 1945 erlebte er, wie seine Biographin Sabine Zürn schrieb, „in einem Zustand von Apathie und tiefster Erschöpfung“. Der 1,80 Meter große Mann wog nur noch 38 Kilogramm.
Ab dem 1. Januar 1947 arbeitete Willy Lermer für die jüdische Hilfsorganisation American Jewish Joint Distribution Committee (Joint), einer seiner Arbeitskollegen war Max Mannheimer. 1948 heiratete er Rachela Rosenschein, ebenfalls eine Holocaust-Überlebende. Der Entschluss auszuwandern entstand aus dem Bedürfnis, so weit wie möglich wegzukommen von der „tragedy in Europe“. In Australien fand Lermer Arbeit bei General Motors, 1950 wurde die Tochter Anne geboren.
Seit 1992 engagierte sich Lermer in Melbourne im Vorstand und als Guide im Jewish Holocaust Museum. Sabine Zürn machte seine Bekanntschaft während einer Australien-Rundreise und veröffentlichte 2011 ein Gedächtnisblatt über ihn.
(9.1.2018; Text: Irene Stuiber)