Maria Golusińska, eine mutige Fotografin
Marek Makieła brachte zur Gedächtnisbuchpräsentation im März ein Foto als Gastgeschenk mit, das den in einem Gedächtnisblatt porträtierten Teodor Makieła in einer Kolonne von polnischen Opfern des Nazi-Terrors auf dem Weg zum Bahnhof in Schildberg zeigt. Die Aufnahme stammt von Teodor Makiełas Verhaftungstag in Schildberg im Warthegau am 3. Mai 1940. Welche Geschichte steckt hinter dieser Aufnahme?
Marek Makieła hat uns Informationen zur Biografie der mutigen Fotografin geschickt, die wir gerne hier veröffentlichen.
Maria Golusińska fotografierte vom Dachboden eines Mehrfamilienhauses. Einen Fotoapparat hatte die Fotografin illegal zurückbehalten. Jeder Gebrauch war strengstens verboten und ein Verstoß gegen das Verbot konnte mit Verschleppung in ein Konzentrationslager bestraft werden. Maria Golusińska machte heimlich auch andere Fotos. Die meisten Fotoplatten gingen verloren. Nur wenige damals bereits entwickelten Fotos konnten für die Nachwelt gerettet werden.
Zur Lebensgeschichte der Fotografin lässt sich Folgendes berichten: Von Januar bis Dezember 1937 arbeitete Maria Golusińska zusammen mit ihrem Bruder Jan als Fotografin in Bukowina Tatrzańska (nicht weit von Zakopane). Dann zog sie nach Hel an der Ostsee, wo sie bis zum 30. Juli 1939 wiederum mit ihrem Bruder ein Fotoatelier betrieb.Den Kriegsbeginn erlebte die Fotografin in Ostrzeszów. Im Jahr 1942 sie wurde mit ihrer Mutter, ihrer Schwester und ihrer Nichte zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. In Augsburg arbeitete sie in einer Fabrik für Rüstungsgüter.
Am 25. Juli 1946 kehrte Maria Golusińska nach Hel in Polen zurück. Gemeinsam mit ihrem Bruder führte sie bis 1954 ein Fotoatelier. Anschließend arbeitete sie am Institut für Geophysik der Polnischen Akademie der Wissenschaften. 1971 erhielt sie das Ehrenabzeichen „Für Verdienste um das Land Danzig“. Am 24 August 1978 wurde ihr anlässlich des 600-jährigen Jubiläums von Hel eine Gedenkmedaille für ihren Beitrag zur Entwicklung der Stadt verliehen.
Maria Golusińska starb am 10. Juni 1983. Sie ist auf dem Friedhof von St. Laurentius in der Bujwidstrasse in Wrocław begraben.
(28.4.2023; IS)