Internationales Presse-Echo nach Recherchefund

Einen nie zugestellten Brief des niederländischen Sobibor-Überlebenden Jules Schelvis fand Jos Sinnema bei seinen Recherchen über in die Niederlande zurückkehrende Dachau-Häftlinge. Die internationale Presse berichtete.

Jules Schelvis (1921-2016) war einer von nur 18 niederländischen Überlebenden des Konzentrationslagers Sobibor, in dem die Nationalsozialisten mehr als 150.000 Menschen ermordeten, darunter 34.000 Niederländer. Der Brief enthält Schelvis‘ früheste Darlegungen über Sobibor. Jules Schelvis trat später als ein Zeuge in den Sobibor-Prozessen auf und schrieb ein Buch über die zwei Jahre, die er in deutschen Konzentrationslagern zubringen musste. Er wurde im KZ Vaihingen/Enz befreit und befand sich dort sehr geschwächt im Krankenhaus, als Nico Staal, überlebender Dachau-Häftling, auf seiner Rückreise in die Niederlande Anfang Mai 1945 an diesem Ort Station machte. Schelvis gab ihm den Brief für drei auf dem Umschlag bezeichnete Adressaten mit. Staal war der erste Rückkehrer aus Dachau. Warum der Brief nicht zugestellt werden konnte, lässt sich heute nicht mehr klären. Nach seiner Rückkehr erhielt Nico Staal eine Fülle von Anfragen, möglicherweise vergaß er darüber die Briefzustellung. Der Postweg funktionierte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, auch Reisen waren nicht einfach.

Jos Sinnema, Koordinator des niederländischen Gedächtnisbuchs, fand den Brief während seiner Arbeit für das Amsterdamer Widerstandsmuseum bei Recherchen über niederländische Rückkehrer aus dem KZ Dachau im Nachlass von Nico Staal. Einer der Adressaten, der 90jährige Karel Strolz, ein Neffe von Jules Schelvis, lebt noch. Er hat den Brief jetzt gelesen, wusste aber bereits, so sagt er, was darin stand. Schelvis hatte nach seiner Rückkehr davon berichtet.

Das Amsterdamer Widerstandsmuseum stellte den Brief im Eingangsbereich des Museums aus. Leider haben bisher wegen der Corona-Beschränkungen nicht viele Menschen das Zeitdokument zu Gesicht bekommen.

Die niederländische und auch die internationale Presse informierte über den spektakulären Fund. Berichte erschienen in den wichtigen niederländischen Medien, aber auch in der US-amerikanischen Newsweek, italienischen, rumänischen, moldavischen und südamerikanischen Medien.

(18.4.2021; Foto: Jos Sinnema; IS)