Gedächtnisbuch im Radio am 20. Juli 2024
Am 20. Juli 2024 sendet der Bayerische Rundfunk einen Beitrag über unbekannte Widerständler in Bayern. Der Journalist Ulrich Trebbin stieß bei seiner Recherche für die Sendung auf das Gedächtnisbuch-Projekt und interessierte sich für die Biographie von Ludwig Wörl.
Im Rahmen des gerade erfolgreich abgeschlossenen Erasmus-Projekts hat die Schülerin Isabella Rumpler am Ignaz-Taschner-Gymnasium Dachau eine Seminararbeit über den Münchner Schreiner Ludwig Wörl geschrieben.
Ludwig Wörl gehörte in München der Roten Sportbewegung an, er war Bergsteiger und Kajakfahrer, außerdem in seiner Freizeit Sanitäter bei der Bergwacht und dem Roten Kreuz. Alarmiert durch die gewaltsamen Aktionen der Nazis in München, schloss er sich dem Widerstand an und trat sogar noch nach dem Machtantritt der NSDAP und dem KPD-Verbot in die inzwischen illegalen KPD ein. Als 1934 Sportkameraden aus dem KZ Dachau entlassen wurden und über die Verbrechen dort berichteten, beteiligte er sich an einer Flugblattaktion zur Aufklärung über die Zustände im KZ Dachau.
Verraten durch einen Spitzel wurde Wörl verhaftet und verbrachte 11 Jahre in den Konzentrationslagern Dachau, Flossenbürg, Auschwitz und Mauthausen. Wörl wurde schwer gefoltert und in Dachau neun Monate in Einzel-, davon sieben in Dunkelarrest gehalten. Nichtsdestotrotz behielt er seine Unbeugsamkeit bei und setzte sich als Häftlingspfleger und Mitglied der Häftlingsverwaltung für seine Mitgefangenen ein.
In der Nachkriegszeit wurde Ludwig Wörl zu einem der wichtigsten Zeugen in den Auschwitz-Prozessen. Für seinen Einsatz in Auschwitz, mit dem er unter Lebensgefahr vor allem jüdischen Häftlingen das Leben rettete, ehrte der Staat Israel Wörl als einen der ersten Deutschen 1963 als Gerechten unter den Völkern.
Das Gedächtnisblatt über diesen beeindruckenden und fast vergessenen Gegner der Nazis ist eine Gemeinschaftsarbeit, Verfasserinnen sind Sabine Gerhardus, Isabella Rumpler und Irene Stuiber. Am 3. Juli traf sich Sabine Gerhardus mit Isabella Rumpler, um den Entwurf des Gedächtnisblattes und letzte Änderungen zu besprechen. Dies nahm Ulrich Trebbin zum Anlass, die beiden zu besuchen, um mehr über Ludwig Wörls Geschichte und Isabellas Eindrücke von ihrer Recherche für das Gedächtnisbuch zu erfahren.
Der Beitrag wird auf Bayern 2 in der Sendung „Zeit für Bayern – Menschen und Geschichten aus Bayern“ am 20. Juli um 12:05 Uhr ausgestrahlt, eine Wiederholung gibt es am nächsten Tag um 21:05 Uhr. Danach können Interessierte die Sendung als Podcast nachhören.
Sendung und Podcast
https://www.ardaudiothek.de/sendung/zeit-fuer-bayern/7273948/
Link zum Gedächtnisblatt
Ludwig Wörl
(15.7.24; Sabine Gerhardus/IS)