Rückblick auf die Nördlinger Ausstellung

Mehr als 400 Personen sahen die Wanderausstellung des Gedächtnisbuchs während der 10 Tage Ausstellungsdauer in der Nördlinger Alten Schranne.

Ausstellung in der Alten Schranne

Das Stadtmuseum Nördlingen zeigte die Wanderausstellung „Namen statt Nummern“ sowie die Ergänzung „Geistliche im KZ Dachau“ vom 1. bis zum 11. November 2024 in der Alten Schranne in Nördlingen. Das Stadtmuseum präsentierte zusätzlich Informationen zu Nördlinger Häftlingen.

Gerade Lehrer*innen begrüßten das ortsnahe zeitgeschichtliche Angebot, das die Schulen ohne Bus- oder Bahnfahrt wahrnehmen konnten.

Der Vortrag „Am Anfang stand die Entmenschlichung. Das KZ Dachau, die Schule für Gewalt und Unterdrückung“ von Frank Schleicher, Diakon an der Versöhnungskirche und Trägerkreismitglied im Gedächtnisbuch, fand eine interessierte Zuhörerschaft. Über diese Veranstaltung im Begleitprogramm zur Ausstellung erschien ein Pressebericht im „Donau-Ries aktuell“.

(16.11.2024; Foto: Stadtmuseum Nördlingen; IS)

TikTok-Video über Jean-Renè Lafond

„Wer war Jean-René Lafond?“ Die Antwort finden Nutzer der TikTok-App ab sofort auf der Seite der Gedenkstätte Dachau. Zusammen mit Daniel Mäckler, dem Volontär der Presseabteilung der Gedenkstätte, erzählt Marine Charbonneau über die Haft des französischen Widerstandskämpfers im KZ Dachau.

Während ihres Freiwilligendienstes in der Evangelischen Versöhnungskirche und beim Gedächtnisbuch hat Marine Charbonne die Geschichte von Jean-René Lafond erforscht. Das Video zeigt zentrale Stationen seiner Haft: das Jourhaus, den Block 21, das Krankenrevier. Zum Schluss führt Marine die Nutzer zu dem Ort, wo
sie die Biographie finden können: das Gedächtnisbuch im Gesprächsraum der Versöhnungskirche.

Link zum TikTok-Video
https://www.tiktok.com/@dachaumemorial/video/7423788246716534049?lang=en

Link zum Gedächtnisblatt
https://www.gedaechtnisbuch.org/gedaechtnisblaetter/?f=L&gb=13554

(5.11.24; Sabine Gerhardus)

Nördlingen: Gedächtnisbuch-Ausstellung mit lokaler Ergänzung

Das Stadtmuseum Nördlingen zeigt vom 1. bis zum 10. November 2024 die Ausstellung des Gedächtnisbuchs „Namen statt Nummern“ zusammen mit den zusätzlichen Bannern „Geistliche im KZ-Dachau“. Eine weitere Ergänzung präsentiert Informationen über Nördlinger KZ-Häftlinge, die das Stadtmuseum Nördlingen recherchiert hat.

Viktoria Färber und Museumsleiterin Andrea Kugler präsentieren eines der Ausstellungsbanner

Gezeigt werden die Banner in der Alten Schranne. Die Vormittage sind Schulklassen vorbehalten, nachmittags ist die Ausstellung offen für Individualbesucher. Als Begleitprogramm gibt es am 5. November einen Vortrag von Frank Schleicher zum Thema „Am Anfang stand die Entmenschlichung. Das KZ Dachau, die Schule für Gewalt und Unterdrückung“.

Kooperationspartner des Stadtmuseums Nördlingen bei dieser Ausstellung sind das Kulturbüro Nördlingen und Freiwillige des „Historischen Vereins für Nördlingen und das Ries“.

Ort
Nördlingen, Alte Schranne, Bei den Kornschrannen 2

Öffnungszeiten der Ausstellung
Vormittags für Schulklassen/Gruppen nach Terminvereinbarung unter Tel. Stadtmuseum 09081/84-810.
Nachmittags für Individualbesucher:
Montag bis Freitag: 12.00–18.00 Uhr, Samstag/Sonntag: von 14.00–17.00 Uhr.

(30.11.24; Foto: Roland Schumacher (Stadtmuseum Nördlingen); IS)

 

Wir gratulieren Wassyl Pawlowytsch Wolodko zum 100. Geburtstag!

Heute, am 22.  Oktober 2024, feiert der ehemalige Häftling des KZ Dachau, Wassyl Pawlowytsch Wolodko, in Kiew seinen 100. Geburtstag.

Wassyl Pawlowytsch Wolodko im März 2022 in Kiew

Am 22. Oktober 1924 wurde Wolodko auf dem Gehöft Wolodkowyi Piwnitschnyi im Gebiet Poltawa geboren. Er war 17 Jahre alt und noch Schüler, als die Wehrmacht seine Heimat besetzte. Sein Wunsch, Chemie zu studieren, zerschlug sich, 1943 wurde Wolodko mit anderen jungen Menschen nach Deutschland zur Zwangsarbeit geschickt. Er kam in das Arbeitslager Reden/West in der Nähe von Saarbrücken. Dort musste Wassyl Wolodko in einer Steinkohlegrube arbeiten.

An seinen Onkel schrieb er: „Die Gerüchte darüber, dass man in Deutschland mit Holzprügeln schlägt, sind nur gewöhnliche bolschewistische Lügen. Hier bevorzugt man überall Gummi.“ In diesem Lager hatte Wolodko Kontakt zu einer Untergrundorganisation, die kleinere Sabotageakte verübte. Als die Gruppe aufflog, wurde Wolodko verhaftet und in das Gestapo-Lager Neue Bremm gebracht. Über die schrecklichen Haftbedingungen dort berichtete Woldoko in mehreren Interviews.

Im Sommer 1944 kam Wolodko ins Konzentrationslager Natzweiler, dann in das Außenlager Cochem und schließlich im Oktober 1944 ins Konzentrationslager Dachau. Erst am 1. Mai 1945 wurde Wolodko auf dem Todesmarsch von den Amerikanern befreit. Nach seiner Rückkehr in die Ukraine schloss er ein Studium ab und wurde Transportingenieur.

Wolodko lebt heute in der Nähe von Kiew, wo sich seine Tochter um ihn kümmert. Dass er in seinem hohen Alter und allem, was er durchleiden musste, nun schon seit mehr als zwei Jahren nochmal einen Angriffskrieg auf sein Land erleben muss, ist furchtbar. 

In seinem Gedächtnisblatt, dass 2007 entstand, schreiben die Autoren: “»Aber ich lasse den Kopf nicht hängen und wenn ich aus dem Stollen krieche, träume ich zwei Stunden von der Heimkehr in die Ukraine.« Mit diesen Worten beendete Wassyl Wolodko seinen Brief vom Jahre 1943. Gewissermaßen charakterisieren sie sein ganzes Leben: Trotz verschiedener tragischer Umstände verlor er nicht den Mut, kämpfte und arbeitete fleißig. Und egal, wohin ihn das Schicksal verschlug, er kehrte immer in seine Heimat Ukraine zurück.“

Wir gratulieren Wassyl Wolodko von Herzen zu seinem ganz besonderen Geburtstag, wünschen alles Gute, Gesundheit und Segen, und vor allem eines: Frieden!

Links zu Medienbeiträgen anlässlich des Geburtstags

Audio im Deutschlandfunkfunk
https://www.deutschlandfunk.de/herr-volodko-wird-100-der-ukrainer-hat-schon-den-holodomor-ueberlebt-dlf-9f42b7ef-100.html

Artikel der Süddeutschen Zeitung
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/kz-dachau-vasyl-volodko-ueberlebender-ukraine-lux.T6xKCgvKCfyXVtk2tAom7C

(22.10.24; Sabine Gerhardus)

Start des W-Seminars am Münchner Theodolinden-Gymnasium

Am 1. Oktober 2024 begann das neue W-Seminar am Städtischen Theodolinden-Gymnasium in München. 15 Schüler*innen recherchieren im Seminar „Namen statt Nummern“ Biografien für das Gedächtnisbuch und das Projekt Erinnern. Betreut wird das Seminar von Geschichtslehrerin Silke Bergau.

Sabine Gerhardus, Projektleiterin des Gedächtnisbuchs, berichtet über das Seminar: Das Gymnasium hat drei Ausrichtungen: wirtschafts- und sozialwissenschaftlich, sprachlich und sportwissenschaftlich. Es liegt in unmittelbarer Nähe zum Trainingsgelände des FC Bayern München, mit dem eine Schulpartnerschaft besteht. Neben Fußball wird an der Schule Leistungssport hochgehalten. Nicht weit von der Schule befindet sich die Justizvollzugsanstalt Stadelheim. Die Nazis haben das Gefängnis sowohl als Haftanstalt für Oppositionelle als auch als Hinrichtungsstätte missbraucht.

Die Geschichtslehrerin Silke Bergau hat das W-Seminar „Namen statt Nummern“ angeboten, das auf großes Interesse bei den Schülern und Schülerinnen getroffen ist. 5 Schüler und 10 Schülerinnen bekamen einen Platz im Seminar. Einige Schüler*innen haben sich schon mit den verschiedenen Häftlingsgruppen in Dachau beschäftigt und äußerten bereits Wünsche oder Vorschläge, welche Gruppe sie besonders interessieren würde. Bei einigen gibt es familiäre Bezüge zur NS-Zeit. Darüber sprach die Seminargruppe beim ersten Treffen.

Im Oktober wird es nun vor allem darum gehen, die Biografie-Projekte auszuwählen. Alle sind schon sehr gespannt, mit wem sie sich im kommenden Jahr beschäftigen werden. Die Nähe zur JVA und zum FCB sind Anlass genug, sich auch mit der unmittelbaren Lokalgeschichte zu befassen. Ich bin schon sehr gespannt und wünsche uns allen ein interessantes, spannendes und erfolgreiches Seminar!

Link zur Übersicht „W-Seminare aktuell“

(14.10.24; Sabine Gerhardus/IS)

Wir trauern um Peter Perel

Am Freitag, den 27. September 2024 ist der Überlebende des Konzentrationslagers Dachau, Peter Perel, in Freiburg im Alter von 96 Jahren verstorben. Peter Perel war viele Jahre in der Erinnerungsarbeit in Dachau engagiert. Vor allem trat er als Zeitzeuge bei der Internationalen Jugendbegegnung auf.

Im Jahr 2020 wurde ein Gedächtnisblatt mit seiner Lebensgeschichte veröffentlicht. Sabine Gerhardus hatte Peter Perel schon Mitte der 1990er Jahre kennengelernt, als er auf Einladung des Fördervereins für Internationale Jugendbegegnung zur Befreiungsfeier in Dachau war. „Ich war damals noch Studentin und habe die Gruppe von Überlebenden aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion mit betreut. Besonders gut ist mir aus dieser Gruppe Peter Perel in Erinnerung geblieben. Er hatte so einen verschmitzten Humor.“

Peter Perel wurde am 9. September 1928 als Pjotr Israilowitsch Perel in Oktjaberfeld, einer jüdischen Siedlung in der Ukraine geboren. Als die deutschen Besatzer 1941 das Dorf erreichten, war Pjotr Schüler an einer weiterführenden Schule.  Auf der Flucht vor den Massenerschießungen der jüdischen Bevölkerung wurde Pjotr von seiner Familie getrennt. Er verbarg seine jüdische Identität und wurde unter dem Namen Peter Jakowyschew zur Zwangsarbeit nach München verschleppt. Im Februar 1945 wurde er verhaftet und ins KZ Dachau gebracht. Nach der Befreiung wurde Peter Perel Ingenieur. Im Jahr 2000 zog Perel mit seiner Familie nach Deutschland.

Bis zuletzt lebte Peter Perel in Freiburg. Seiner Tochter Svetlana, die bei der Erstellung des Gedächtnisblattes mitgewirkt hat, und ihrer Familie gilt unsere herzliche Anteilnahme.

Hier geht’s zum Gedächtnisblatt
Peter Perel

(10.10.24; Sabine Gerhardus)

Herzlich Willkommen, Marine und Noémie!

Zwei junge Französinnen, Marine (26) und Noémie (19), haben im September 2024 ihr Freiwilligenjahr für Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Dachau begonnen. Im Rahmen des Freiwilligendiensts in der Versöhnungskirche werden sie auch einen Teil ihrer Zeit beim Gedächtnisbuch mitarbeiten.

Sabine Gerhardus, Noémie und Marine

Marine stammt aus Chartres und hat bereits einen Bachelor in Germanistik und Europäischen Studien an der Universität in Paderborn erworben. Sie freut sich darauf, in Dachau „meine Deutschkenntnisse und Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und neue Arbeitsmethoden in der historischen Forschung und in der Pädagogik zu erlernen“.

Noémie kommt aus Lyon und hat ein Jahr lang deutsche Literatur, die Geschichte des 2. Weltkriegs und die literarischen Bewegungen dieser Zeit studiert. In Dachau möchte sie ihr Deutsch verbessern, als Rundgangsleiterin an der Gedenkstätte tätig werden und viel über die deutsche Geschichte lernen.

Marine und Noémie, wir freuen uns über eure Mitarbeit im Gedächtnisbuch!

(2.10.24; IS)

Niederländische Geistliche im KZ Dachau

Die Website „Die Märtyrer von Dachau. Häftlinge des KZ Dachau“ hat eine Liste der Gedächtnisblätter niederländischer Geistlicher online gestellt.

Johannes Kapteyn, Foto aus dem Gedächtnisblatt

Entstanden ist diese Übersicht, weil sich Monika Volz, die Betreiberin der genannten Website, und Jos Sinnema, der die meisten der niederländischen Gedächtnisblätter betreut oder angeregt hat, auf einer Tagung kennengelernt haben. Zusätzlich gibt es für Sprachkundige eine Übersicht der niederländischen Literatur.

Die Übersicht zu den niederländischen Geistlichen enthält eine kurze Biographie und den Link:
https://www.selige-kzdachau.de/index.php/infos/neuigkeiten/2024/geistliche-aus-den-niederlanden?highlight=WyJuaWVkZXJsXHUwMGU0bmRpc2NoIl0=

Niederländische Literatur als Übersicht:
https://www.selige-kzdachau.de/index.php/infos/neuigkeiten/2024/literatur-auf-niederlaendisch?highlight=WyJuaWVkZXJsXHUwMGU0bmRpc2NoIl0=

Das niederländische Gedächtnisbuch:
https://www.gedaechtnisbuch.org/gedaechtnisbuch-niederlande/

(28.9.24; IS)

Sehr gute Bewertungen für deutsch-polnisches Projekt

Unser gemeinsam mit dem polnischen Partner, der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Auschwitz, durchgeführtes deutsch-polnisches Projekt hat von allen Teilnehmenden, aber auch vom europäischen Unterstützer, sehr gute Bewertungen bekommen.

Annerose Stanglmayr und Sabine Gerhardus

Wenn ein Projekt für die meisten Beteiligten schon abgeschlossen ist, bleibt in der Regel noch Administratives zu erledigen: die Evaluierung ist durchzuführen, der Abschlussbericht ist zu schreiben und einzureichen. Erst wenn der Bericht von der fördernden Institution akzeptiert wird, ist auch die Finanzierung endgültig unter Dach und Fach.

Unser deutsch-polnisches Projekt hat nun all das abgeschlossen. Auch die „Nationale Agentur Bildung für Europa“ ist rundum zufrieden und gibt eine sehr gute Bewertung.

Annerose Stanglmayr, die als Geschäftsführerin des Dachauer Forums die Projektkoordination erledigt hat, und Sabine Gerhardus, Projektleiterin des Gedächtnisbuchs, freuen sich über das gute Gelingen des Projekts. Herzlichen Dank an alle Beteiligten!

Hier gehts zur Projektwebsite:
https://www.gedaechtnisbuch.org/deutsch-polnisches-projekt/

(22.9.24; IS)