Raden Mas Djajeng Pratomo ist gestorben

Am 15. Februar, genau eine Woche vor seinem 104. Geburtstag, ist in den Niederlanden Raden Mas Djajeng Pratomo gestorben.

Stennie und Djajeng 1938

Auf der Trauerkarte, die wir von seiner Tochter bekommen haben, steht das Gedicht „Der Überlebende“ von Primo Levi. „Seit dieser Zeit, zu ungewisser Stunde, kommt dieser Schmerz immer wieder“, lauten die ersten zwei Zeilen dieses Gedichts. Auf Djajeng, der während der mörderische Flecktyphusepidemie im KZ Dachau Pfleger im Revier war, treffen diese Zeilen äußerst genau zu. Von seinen Mithäftlingen wurde Djajeng wegen der selbstlosen Weise sehr geschätzt, in der er das Leiden der Patienten im Revier zu lindern versuchte. Doch quälten ihn die Erinnerungen an das, was er vor allem während dieser Zeit im KZ durchstehen musste, bis zu seinem Tod oft und sehr. Vor allem nachts wurde er von ihnen heimgesucht.

Djajeng wurde am 22. Februar 1914 in Bagan Si Api-Api auf Sumatra geboren, das damals zur Kolonie Niederländisch-Indien gehörte. Als Spross des adligen Hauses Pakualam bekam er bei seiner Geburt den Titel Raden Mas. Im Jahre 1936 fing er in den Niederlanden ein Medizinstudium an. Zugleich wurde er im kommunistisch orientierten Studentenverein Perhimpunan Indonesia aktiv, der bei der niederländischen Regierung die Unabhängigkeit von Indonesien befürwortete. Djajeng erkannte jedoch bald, dass der Faschismus in Japan und Deutschland eine noch viel größere Bedrohung für diese Unabhängigkeit darstellte als die damalige niederländische Kolonialmacht. Diese Gefahr sollte deshalb zuerst bekämpft werden.

Als die Niederlande von den Deutschen besetzt wurden, schloss Djajeng sich dem linken Widerstand an. Auch Stennie Gret, in die er sich 1937 verliebt hatte, wurde aktiv im Widerstand. Im Januar 1943 wurden beide verhaftet. Anfangs, als beide im KZ Vught inhaftiert waren, konnten sie sich ab und zu durch den Stacheldraht miteinander unterhalten. Doch das fand ein Ende, als Djajeng im Mai 1944 nach Dachau verschleppt wurde. Erst nach seiner Befreiung und seiner Heimkehr im Mai 1945, erreichte Djajeng der Bericht, dass auch Stennie noch lebte. Sie war nach Ravensbrück gebracht und von dort aus mit einem Rot-Kreuz-Transport nach Schweden evakuiert worden. Djajeng und Stennie schrieben Briefe, bis Stennie im September 1945 nach Hause kam und die beiden einander wieder in die Arme schließen konnten.

Djajeng und Stennie heirateten im Februar 1946. Djajeng wurde Chefredakteur beim Wochenblatt des Vereins Perhimpunan Indonesia und setzte sich damit gleich wieder für die Unabhängigkeit Indonesiens ein. Die kam im Dezember 1949. Doch sollte es noch lange dauern, bis er seine Heimat wiedersehen würde. Als er 1965 ein Flugticket gekauft hatte, verhinderte der Staatsstreich von Soeharto seine Reise. Im Zuge des Staatsstreichs wurden viele Kommunisten ermordet und dieses Schicksal hätte auch Djajeng treffen können, wäre er zurückgekehrt. Sein Land war zwar unabhängig, aber Freiheit gab es nicht.

Das niederländische Gedächtnisblatt und eine deutsche Zusammenfassung der Biographie von Raden Mas Djajeng Pratomo findet sich hier.

(19.2.2018; Text: Jos Sinnema)