Geschichtswerkstatt: Häftlinge am Ampermochinger Weiher
Durch den Gedenkstein am Ampermochinger Weiher war die Geschichtswerkstatt in Hebertshausen auf das hier 1933 eingesetzte Außenkommando des KZ Dachau aufmerksam geworden. Die Suche begann: Wer waren die beteiligten Häftlinge?
Parallel zu den Aktivitäten um den Gedenkstein stieß Josef Glas, einer der Mitstreiter in der Geschichtswerkstatt, zufällig auf dem Online-Portal der Bayerischen Staatsbibliothek auf einen Artikel in der „Mittelbayerischen Zeitung“, Regensburg. Der Artikel erschien am 24. September 1946 und trug die Überschrift „Zur freundlichen Erinnerung“. Darin schildert ein ehemaliger KZ-Häftling, wie er mit 27 weiteren Regensburger Bürgern 1933 verhaftet wurde und ins KZ-Dachau überstellt wurde. Hier musste er schlimme Behandlungen durch die KZ-Wächter über sich ergehen lassen. Er schildert das furchtbare Erlebnis einer Scheinhinrichtung, die an ihm praktiziert wurde. Auch berichtet er, wie er als Gefangener in einem Arbeitskommando 1933 den Dorfweiher in Ampermoching ausräumen musste:
„ … [wir standen] acht Stunden lang bis zum Gürtel im Schlamm, um den Dorfweiher der Gemeinde Ampermoching auszuputzen.“ (Mittelbayerische Zeitung Regensburg vom 24.9.1946)
Der Artikel wurde unterzeichnet mit einem „R“.
Eine Person aus Regensburg, vermutlich mit dem Initial „R“ im Nachnamen, war also eines jener Opfer des Nationalsozialismus, an die Hermann Kleinknecht mit der Schaffung eines Gedenksteines am Weiher in Ampermoching erinnern wollte. Aber wer war dieser Mann, wie konnte man mehr über ihn erfahren?
Anfragen bei der „Mittelbayerischen Zeitung“, die heute noch in Regensburg erscheint, waren erfolglos. „Das Kürzel „R“ ist für uns leider nicht mehr nachvollziehbar.“, so antwortete der jetzige Chefredakteur der „Mittelbayerischen Zeitung“ auf eine E-Mail-Anfrage am 21.5.2014.
In der KZ-Gedenkstätte wusste man von der Existenz eines Gedenksteins am Ampermochinger Weiher 2014 nichts, folglich auch nichts darüber, aus welchem Anlass er entstanden und am Dorfweiher platziert worden war. Erst eine Anfrage Anfang 2015, die den KZ-Häftling Anton Mang erwähnte, über den seine Enkelin Nina Schiffer im Rahmen der Geschichtswerkstatt recherchierte, stellte für die Archivare den Bezug zum Ampermochinger Außenkommando her. Tatsächlich gab es zu diesem Häftlingseinsatz eine Namensliste im Archiv der Gedenkstätte. In dieser Liste gab es 4 Nachnamen die mit einem „R“ begannen. Einer dieser Häftlinge war aus Regensburg. Sein Name: Josef Rothammer!
Die Mitarbeiter der Geschichtswerkstatt überlegten: Wenn wir Glück haben, gibt es möglicherweise in Regensburg noch Nachfahren aus der Familie Rothammer. Im Regensburger Telefonbuch fanden sie 12 Einträge mit dem Namen Rothammer. Thomas Schlichenmayer begann damit, diese Liste durchzutelefonieren. Schon der dritte Anruf war ein Treffer. In der Leitung meldete sich Joachim Rothammer, der Sohn von Josef Rothammer. Damit konnte die Recherche zur Biographie Rothammers beginnen.
(Text: Thomas Schlichenmayer und Irene Stuiber)