Auf den Spuren von Ferdinand Kissinger

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Julian Monatzeder, Regisseur und Kameramann, begleitet zurzeit Katharina Steinegger bei ihrer Recherche für ein Gedächtnisblatt zu Ferdinand Kissinger. Dabei entsteht auch ein Dokumentarfilm im Auftrag des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV). Unlängst waren beide in München auf Spurensuche. Hier die Eindrücke von Julian Monatzeder:

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Am letzten Sonntag wollten wir uns einmal genauer ansehen, wo Ferdinand Kissinger lebte und unterrichtete. Mit der Kamera waren wir deshalb in München unterwegs. Kissinger zog oft um, wohnte allerdings abgesehen von seiner ersten Wohnung in Schwabing stets im Lehel. Überraschenderweise sind fast alle originalen Altbauten erhalten geblieben. Eine Ausnahme bildet nur die Schule, in der er unterrichtete – sie wurde von den Nationalsozialisten zerstört, sowie der letzte Wohnort Kissingers, ein Haus in der Bürkleinstraße, das nach dem Krieg durch einen Neubau ersetzt wurde. Als wir vor den Häusern standen, in denen der jüdische Lehrer einmal gelebt hatte, wurde die Geschichte plötzlich zum Greifen nah.

Durch ihre gründlichen Recherchen wusste Katharina zu jedem einzelnen dieser Wohnorte etwas zu erzählen. Eine Wohnung wird wohl auf tragische Weise von diesem Tag besonders in Erinnerung bleiben. Kissinger lebte in den späten Zwanzigern und frühen Dreißigern in einem schönen neoklassizistischen Bau gegenüber der Lukaskirche in der Thierschstraße. Die Lage ist insofern bemerkenswert, da Adolf Hitler in dieser Zeit in derselben Straße nur wenige hundert Meter entfernt wohnte. Es ist schon eine tragische Ironie des Schicksals, dass Hitler zu dieser Zeit noch zur Untermiete in einem winzigen Zimmer lebte, während er wenig später die Enteignung und Deportation von Millionen Juden und damit auch Ferdinand Kissingers zu verantworten hatte.

(Text und Bilder: Julian Monatzeder)